Dort wo ein Tag beginnt
gehen mir zwei zu Ende
Hab wieder freie Hände
durch die der Zeitfluß rinnt
Die Augen voll geheimer Träume
Um Tränen nicht zu wagen
Bleiben Herzen unterschlagen
Nacht
Süffiger Abgang IX: Ohne Zeit
9 Ohne Zeit
Den Blick zur Sonne gerichtet
Schatten suchend, ungebräunt
aufgeräumte Sinne suchend
Tagwerk bereits nachts verrichtet
Die Lust von einst
Wird Lust zu zweit, zu dritt
Man kommt bald wieder mit
Ohne Zeit, da man alleine ist
Schatten findend, umgeräumt
Die Reise allzubald vorbei
Zeit zu viert galt als zu zweit
Wir schwinden, ungeträumt
Fern von Sicht auf Land
Das leere Herz in hohler Hand
Süffiger Abgang VI: verglüht
6 verglüht
In nächtlicher Einsamkeit erkühlt
So fühl ich mir das Dunkel als Zuhaus
Seele atmet ein, nie aus
Kein Stern hat je die Zeit gespürt
Ich hab so viel geliehne Tage
so viel Welt, so wenig Poesie
In mir wie vormals nie
So stellt sich mir auch keine Frage
Was nützt dem Herze da ein Suchen
Vergebungsbitten, verfluchen
Es hat mit mir so heiß geglüht
Jetzt liegt es wieder wachsam da
Und der Mond kommt schrecklich nah
Doch am Ende war ich stets bemüht
Halbschlaf
Die ganze Nacht im Halbschlaf
Mit auf links gedrehtem Herzschlag
Als Geistergestalt lieg‘ ich da
Sehr kalt spür‘ ich die Ferne nah
War nachts stets tiefer als am Tag
Wirre Träume aus Erinnerung und Sehnsucht
Die Lust zur Flucht nutz‘ ich nie gerne
Wo soll ich ohne mich auch hin
Aller Sinn und Unsinn der mich kreist
Ist Teil von einem müden Geist
Der die Sucht nach Zeit verbarg
Indem er zu oft zu den Sternen sah
Memento mori
Der Schwarzen Milch ein letztes Glas
Die noch junge Woche hat zu früh gelacht
Und endet vor der Zeit, stets bereit,
Wie der Meister der Meister versprach
Ohne Traum ein ewiger Schlaf
Nicht länger nur als eine Nacht