Im Regen verlorene Notiz

Was man von hier aus sehen kann
Sind vor allem Mitgeschöpfe
Bis tief in die zweite Ebene verteilt
Wo man in einer langen Sommernacht
An den großen weiten Löchern weilt
Mit bis oben zugeknöpften Köpfen
Tausendstimmig eintönig
Sacht und schief ein Lied
Über die Welt voll Schatten singt,
Der man sich gut entzieht wenn man
Aus den hellhörigen Wänden Licht
Geräusch und Feuer macht.
Jeder Anfang ist ein Abschied
Bloß ist´s das größte Herz
Das stets als letztes lacht
Nur auch diesem dämmert irgendwann
Der Text, verstummt verstimmt
Bekommt Gesicht
Und hofft, dass dieses Loch,
Das sich zu einem Lächeln zwingt,
verheilt…

Vatertag

Im tiefsten Regen stehst Du dort
Und rauchst und rauchst und rauchst und rauchst.
Die Frage ob Du etwas brauchst,
Entlockt Dir aber auch kein Wort.

In tiefsten Tiefen regst Du dich
auf, malst gern filigran auf Sandpapier.
Du warst doch immer da, für mich,
Doch eben nicht hier, bei mir.

Deine Füße graben als Aschenbecher
In meinen Garten Zigarettenlöcher.
Du fragst, ob Gedanken, auch die netten,
Einen Einfluß auf Realitäten hätten.

Düster – Regen

 

Niederschlag
gegen die Einsamkeit
schreiben wir an
bis wir sie auswendig kennen
sie perfekt intonieren
diese Traumlieder über Sehnsucht
die ja doch nur
an dunklen Tagen funktionieren,
wenn eh alles nach Regen schmeckt

trinken düster Bier
Gläser voller Zeit
auf paralleles Leben
auf Träume in Wasserfarben
die unsere Handschrift haben
auf Nähe im Weit
auf ein Dort im Hier
bis zum nächsten trüben Regen
unserem buntverschmierten Fleck

Düster – Schreiben

 

Bei einem düstren Bier
schreiben wir
gegen Einsamkeiten an –
Alles schmeckt nach Regen
nur das Reden haben wir
eingestellt
bis auf ein paar Flecke
schwerer Wörter.
Ob die Stille je gestört hat?
Und wie man sie hier nennt?

Eigentlich liebe ich
immer schon
am meisten die Narren,
den Hauch Zauberei
an vergeßlichen Tagen,
und die lose Malerei
in all diesen Sprachen,
die sonst keiner kennt.

Erinnerungslücken

Und heute prügelt der Regen
meine altbekannten Straßen und
Wege ab
längst vom Weinen schlapp
doch keinen Gedanken
an Erinnerung schon müde

diese Gespenster, die wir riefen
als wir lachten, lebten, schliefen
trag ich nur zu gern mit mir
herum
bleiben garstige Zeugen,
beinah stumm,
meiner Erinnerungslücken
Gläser rücken, stoßen, trinken
und sich niemals beugen
dem Alter,
der Liebe, Melancholie.

Und heute staubt das Leben
mir altbekannte Gesichter und
Geschichten ein.
Nein, man muss nun nicht mehr weinen
beim kleinen Gedanken
an große Liebe und die Momente
die im Nachhinein
nie falsch verliefen
    denn es hieß für immer weiterleben

Heut noch auf Sternenstund
und hinaus über die Ziele schießen
Leidenschaft und Geister pflegen
in alten Gesichtern
alte Geschichten
und neue Spuren lesen
Hände halten und dazu
wieder tanzen
im endlich reinigenden Regen